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Trailmarathon Lichtenstein: Ein Alb-Traum!

Nachdem mit dem Hermannslauf der Einstieg in die Wettkampfsaison so gut geklappt hatte, war ich am Freitag Abend ungewöhnlich locker. Und das, obwohl ich wusste, was mich beim Trailmarathon in Lichtenstein erwarten würde: Die erste Hälfte der Strecke bin ich bereit zwei Mal gelaufen, den zweiten Teilabschnitt hatte ich erst letztens testen können. Aber es würde ja nur ein Trainingslauf für den UTLW bzw. Zugspitz Supertrail werden, das Wetter würde grandios werden und ein Marathon, der nur 45 Minuten von daheim entfernt ist, zählt ja sowieso nicht so wirklich. Als dann am Freitag Abend über Facebook Teilnehmer des Trailcamps jedoch verkündeten, dass die Strecke auf 49,5 Kilometer verlängert worden sei, um Brutgebiete zu umgehen, wurde ich aber doch leicht nervös. Ich wollte einen Marathon als Ultravorbereitung laufen und keinen Ultra als Ultravorbereitung. Aber okay, hier in Stuttgart werden Milliardenprojekte wegen ein paar Käfer komplett umgeplant, dann werde ich für ein paar komische Vögel auch einige Kilometer mehr laufen können.

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Auch am Start, wo ich Bibi und Jörn traf, war noch die Rede von „knapp 50 Kilometern“. Um es kurz zu machen: Es waren am Ende 45,3 Kilometer. Da hätte ich mir am Start etwas mehr Klarheit gewünscht. Irgendwer sollte doch wissen, wie lang die Strecke wirklich ist und vor allem die Läufer sollte Klarheit haben, was ihnen bevorsteht.

Um Punkt 10 ging es jedenfalls bei bestem Sommerwetter los. Die schnellen Jungs vorneweg, ich im Pulk hinterher, fest entschlossen, jeden Anstieg zu gehen und vor allem meine Stöcke ausgiebig zu testen, da ich hier kaum Gelegenheit dazu habe. Da ich mir bei einem finalen Test, die Stöcke während des Laufens im Rucksack zu verstauen, beinahe die Schulter ausgekugelt hatte, trug ich sie gleich am Start in der Hand, da ich wusste, dass es bald bergauf gehen würde. Denn wie es sich für einen ordentlichen Traillauf gehört, ging es rauf oder runter. Ebene Abschnitte waren eine Rarität.

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Man sieht im Profil sehr schön, dass nach ca. 7 Kilometern die erste richtige Downhillpassage kommt. Ich war gut unterwegs, hatte einen Läufer ca. 20 Meter vor mir, einen anderen 20 Meter hinter mir. Und eine hochstehende Wurzel direkt unter mir. Und im nächsten Augenblick rutschte ich ich schon bäuchlings noch ca. 30 Zentimeter über den Waldboden bevor ich platt auf dem Singletrail lag. Ich war vor allem überrascht, rappelte mich auf und sortierte mich: Anscheinend alles noch dran. Kleine Schramme an der linken Hand, kleine Schramme am rechten Knie und eine nicht ganz so kleine Schürfwunde am rechten Unterarm. Mein Hintermann erkundigte sich kurz nach meinem Wohlbefinden und wir liefen gemeinsam weiter. Die nächsten drei adrenalingeschwängerten Kilometern waren ein Traum! Ich überlegte kurz, ob ich das Missgeschick am Arm einfach ignorieren sollte, entschied aber dagegen. Der Tag würde noch lang werden und es gibt wahrscheinlich bessere Ideen, als stundenlang mit einer schmutzigen Wunde durch den Wald zu laufen. Also stoppte ich am nächsten Sanitätsposten und ließ den Arm säubern. Meine Befürchtung, das würde lange dauern, erwies sich als unbegründet. Die beiden Sanitäter kippten mir auf der Straße irgendeinen Flascheninhalt drüber, reinigten die Wunde, bestaunten sie kurz und fragten mich halbherzig, ob ich evtl. einen Verband möchte. Natürlich nicht, dann sieht es doch niemand!

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Es folgte der mühsame Aufstieg zum Schloss Lichtenstein. Die Adrenalinflut verebbte leider schnell und es wurde ziemlich anstrengend bis bei ca. Kilometer 17 die erste Verpflegungsstelle kam. Dort traf ich nicht nur Jörn, der sich entschlossen hatte, nach der Hälfte der Strecke Feierabend zu machen, sondern auch Frank, den ich vor ein paar Wochen auf der Salomon Veranstaltung in den Wagenhallen kennengelernt hatte. Auch er wollte wie ich den kompletten Marathon oder Ultra bewältigen. Als Dreierpack liefen wir zurück Richtung Unterhausen, wo sich Jörn von uns verabschiedete und Frank und ich die zweite Hälfte in Angriff nahmen, ohne zu wissen, wie lang sie wirklich sein würde.

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Es war so ca. bei Kilometer 27, als ich Frank ziehen ließ, weil ich ziemlich platt war. Bis ins Ziel nahm er mir bei seiner Ultrapremiere satte 40 Minuten ab. Und während er es laufen ließ, machte ich einen Wandertag. Mit meinen Stöcken hatte ich mittlerweile Freundschaft geschlossen und benutzte sie bergauf und bergab und sagte mir immer wieder, dass das ganze nur ein Trainingslauf ist. Zwischendurch lief ich natürlich auch hin und wieder, aber die Kilometerzeiten sprechen Bände. Und doch erreichte ich mein Ziel. Nicht nur das auf dem Sportgelände Berg, wo ich nach wenig ruhmreichen 6:44 einlief, sondern das Ziel, mich für den UTLW und den ZST vorzubereiten. Denn zwischendurch war ich so platt, dass ich die Anstiege kaum noch geschafft habe und sogar kurze Verschnaufpausen einlegen musste. Verschnaufpausen vom Gehen wohlgemerkt! Aber knapp sieben Stunden in Bewegung war ich auch nie bei einem Wettbewerb. Deshalb denke ich, dass der Trailmarathon als Trainingseinheit deutlich effizienter war als ein langer Lauf über vier Stunden.

Und so platt ich während des Laufs auch war: Gegen Ende wurde es wieder besser und danach ging es mir prima. Am Tag drauf konnte ich problemlos mit den Kinder Fußball spielen und heute gingen 13 Kilometer in 6er Pace auch ganz gut. Trotzdem habe ich etwas Bammel vor dem Ultra Trail Lamer Winkel in drei Wochen. Zusätzliche 8 Kilometer und knapp 1.000 Höhenmeter in schwierigerem Gelände sind dann gefordert.

Fazit: Eine tolle Veranstaltung, die das Trail Magazin auf die Beine gestellt hat, Orga, Verpflegung und Streckenmarkierung war top. Nur das mit der Streckenlänge war etwas unglücklich.

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