Stories

[Werbung]

Wisst ihr noch: Damals, als man seine Freunde und Bekannte einfach fragen konnte, ob sie ein Produkt empfehlen können? Damals, als es weder Instagram noch Influencer gab? Das war eine total tolle Sache, denn man konnte sich darauf verlassen, eine echte, unvoreingenommene Meinung zu hören. Mittlerweile muss man leider schon gucken, wen man fragt. Oder würdet ihr einen „Markenbotschafter“ von Asics/Adidas/On/Brooks/Hoka fragen, welche Schuhe er empfiehlt? Also, ich nicht. Aber um Markenbotschafter soll es hier auch gar nicht gehen. Das hatten wir ja schon mal besprochen.

Ausgelöst durch einen schnell in Welt geschossenen Tweet von mir, entwickelte sich gestern im Laufe des Tages eine wunderbare Grundsatzdiskussion über Influencer, Kennzeichnungspflicht und die Frage, wann ein Posting überhaupt Werbung ist.

Denn es ist ja so: Wenn Insta-Sternchen mit fünf- oder sechsstelliger Follower lächelnd Produkte in die Kamera halten, dann wissen wir als halbwegs intelligente Konsumenten, was wir sehen: Einen Influencer, der gegen Geld oder einen geldwerten Vorteil ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Marke bewirbt. Davon kann man halten, was man möchte. Für mich persönlich tendiert die Glaubwürdigkeit solcher Kampagnen gegen Null. Und mit dieser Meinung stehe ich offenbar nicht alleine da.

Einfache Lösung: Wir ignorieren Influencer-Kampagnen und machen uns über die zahlreichen Fails lustig. 


Aber was machen wir denn mit den Menschen in unseren Timelines, die wir schon länger „kennen“ und von denen wir dachten, sie seien so wie wir? Keine Influencer, sondern ganz gewöhnliche Freizeitsportler. Aber die jetzt auf einmal trotzdem jeden Post mit [Werbung] markieren? Wie gehen wir mit denen um? Aus unserer Timeline schmeißen? Sie als seelenlose Influencer beschimpfen? Oder uns ebenfalls über sie lustig machen?

Wie immer ist das nicht so einfach. Denn leider haben deutsche Gerichte so viel Ahnung von Social Media wie die meisten Influencer von den Produkten, die sie bewerben. Und so gab es vor einigen Wochen ein Urteil gegen die Bloggerin/Instagramerin Vreni Frost, das besagt, dass Postings, in denen Unternehmen markiert sind, als Werbung gekennzeichnet werden, müssen – auch wenn es keine bezahlten Beiträge sind.

Die Folge scheint eine DSGVO-artige Panik zu sein. Denn offenbar kennzeichnen jetzt auch die Inhaber kleiner und kleinster Accounts ihre Posts auf Instagram als Werbung, sobald auch nur irgendein Logo zu sehen ist. Schaut man sich die Argumentation hinter dem Urteil gegen Vreni Frost an, dürfte zwar klar sein, dass „wir“ davon nicht betroffen sind, aber andererseits ist es verständlich, dass niemand ein Risiko eingehen möchte.

Was ich besonders schade finde: Die Glaubwürdigkeit leidet enorm. Ein Beitrag wird als  Werbung gekennzeichnet und es werden mehrere Personen und Marken markiert. Doch der Betrachter kann nicht nachvollziehen, in welchem Verhältnis der Urheber zu den einzelnen steht. Für mich ist ein Werbungs-Tag Grund genug, einen Beitrag nicht zu lesen. Und das ist in viele Fällen schade, da es sich nicht um Werbung handelt, sondern oft um lesenswerte Zeilen, an deren Ende ein Unternehmen markiert ist, von dessen Produkten der Verfasser überzeugt ist. Was ich ihm wiederum zu Unrecht nicht glaube, da es ja als Werbung gekennzeichnet ist. Ganz schön kompliziert. Früher war vielleicht doch alles besser.

Und weil Listen so gut ankommen, hier meine drei Top-Tipps für eure Insta-Posts:

1. Nicht als Werbung kennzeichnen, wenn ihr nichts dafür bekommt.
(Nein, die Abmahnkosten übernehme ich nicht!)

2. Niemanden markieren, wenn es nicht sein muss.

3. Macht nicht für jeden Scheiß Werbung.
Und wenn doch: Lasst es euch vernünftig bezahlen. Auch, wenn Ihr keine 10.000+ Follower habt: Die Unternehmen bekommen nicht weniger als eure Glaubwürdigkeit. Das sollte entsprechend entlohnt werden.

17 comments on “[Werbung]

  1. Pingback: Lesenswerte Links – Kalenderwoche 33 in 2018 - Ein Ostwestfale im Rheinland

  2. Pingback: 2018: ein mysteriöses Laufjahr. - RUNNING ROYAL

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert