3. Ganze drei Beiträge sind hier im Jahr 2018 erschienen. Ganz schön peinlich. Immerhin wurde einer davon gelesen. Auf den ersten Blick war 2018 allerdings auch ein sehr unspektakuläres Laufjahr mit 600 Kilometern weniger als 2017. Dazu keine echten Laufabenteuer wie den ZUT oder den Haria Extrem. Dafür eine grippebedingte dreiwöchige Laufpause im April, ganze 90 Laufkilometer im Februar und „Wettkämpfe“ auf der Schwäbischen Alb und im Pfälzer Wald. Alles langweilig also? Ganz und gar nicht!
Denn als ich gestern so ich meinen Strava-Records stöberte, merkte ich erstmal wieder, wie abwechslungsreich das letzte Jahr eigentlich war und worüber ich hier alles nicht geschrieben habe. Deswegen soll das hier auch kein klassischer Rückblick werden, sondern vielmehr meine läuferischen X-Files 2018:
Januar
Laut meinen Auszeichnungen habe ich mich Anfang des Jahres auf einen Straßen-Marathon vorbereitet. Vermutlich auf den Neckarufer-Marathon Anfang März, den ich dann nicht lief. Jedenfalls bin ich in KW 2 meine erste Ü100-Woche im Jahr 2018 gelaufen. Schuld daran unter anderem der Lauftreff des VfB Stuttgart, der Anfang des Jahres seinen Betrieb aufnahm. Jedenfalls läuft der Januar echt gut, was auch am läuferfreundlichen Wetter liegt.
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Februar
Bereits Ende Januar meldet sich mein Oberschenkel mit diffusen Beschwerden. Die hatte ich schon mal, aber das war 2015. Dazu kommt noch der übliche Schnupfen und die Laufpause ist perfekt. Ein Monat zum vergessen also? Nope! Denn eines meiner besten (Nicht)lauf-Erlebnisse des vergangenen Jahres habe ich hier überhaupt nicht verbloggt: Bereits im Januar erhielt ich eine Mail von einem gewissen Carlos, der mich dazu einlud, am Transgrancanaria teilzunehmen.
Erster Gedanke: Spam.
Zweiter Gedanke: Verwechslung.
Dritter Gedanke: Wir kläre ich das auf und wahre trotzdem die Minimalchance auf ein Wochenende auf den Kanaren? Ca. 15 Mails später war klar: Die meinten wirklich mich! Der Hintergrund: Ich hatte im Dezember 2017 meine Erlebnisse beim Haria Extreme für das Trail Magazin aufgeschrieben und dafür beim Veranstalter Arista Eventos um Bilder gebeten. Und Wendy, meine Ansprechpartnerin bei Arista Eventos, hatte mich deswegen auf eine Liste von Personen gesetzt, die zum Transgrancanaria eingeladen werden sollten. Und auf dieser Liste stand ich auch noch, nachdem ich erklärt hatte, dass ich keinen Presseausweis habe. Und so verbrachte ich das letzte Februarwochenende nicht mit meiner Familie bei zweistelligen Minustemperaturen im Allgäuer Schnee, sondern bei 20° in Maspalomas in einem Hotel, das ich mir normalerweise wohl nicht hätte leisten können. Sogar einen Startplatz für die komplett ausgebuchte Veranstaltung durfte ich mir aussuchen. Ich entschied mich für den Marathon, denn der geht schließlich immer. Außerdem ist dies die einzige Distanz beim TGC, die bereits am Freitag stattfindet. Und den Zieleinlauf der Ultras auf der 125 Kilometer-Strecke aus nächster Nähe (Presseausweis, na klar!) wollte ich mir entgehen lassen. Aufgrund des schlechten Wetters wurde der Marathon jedoch ebenfalls auf Samstag verschoben und ich bin gar nicht gelaufen – was ich mittlerweile bereue. Stattdessen holte ich mir einen mordsmäßigen Sonnenbrand im Zielbereich und war ganz nah dran am Trail-Zirkus. Immerhin reichte es am Freitag noch zu einem langen Läufchen Richtung Norden. Einen Ultra absolvierte ich trotzdem noch. Und zwar bei der Heimreise, die einen Tag und eine Übernachtung (leider nicht im H10 in Maspalomas) länger dauerte als geplant.
März
Die Oberschenkelprobleme waren auf Gran Canaria geblieben und der März schickte sich an, ein ganz normaler Laufmonat zu werden. Den Neckarufer-Marathon hatte ich ausgelassen und als nächstes Ziel stand der Lichtenwald-Marathon Ende April an. In Erinnerung geblieben ist mir außerdem der Waiblinger Radrundweg, den ich mit Claudi und Jürgen lief. Ich erinnere mich, wie wir über den ZUT redeten, und Jürgen beiläufig erwähnte, dass er diesen bisher immer gelaufen ist. „Immer“ im Sinne von jedes verdammte Jahr seit 2011. Und, ja, wir reden von den 101 Kilometern mit 5.000 Höhenmetern. Am 26. März lief ich abends noch flotte 10 Kilometer laufen und feierte dann in einen Geburtstag rein. Und schon während des Abends wusste ich, dass ich am nächsten Morgen krank sein würde. Was ich nicht wusste: Dass ich zum ersten Mal seit geschätzten zehn Jahren Fieber haben würde, zwei Wochen inklusive Ostern im Bett verbringen würde und mich so elend wie noch nie fühlen würde. Grippe – one hell of a drug.
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April
Ihr erinnert euch an den Lichtenwald Marathon? Der fand am 15. April statt. In der Woche davor konnte ich immerhin zumindest das Bett wieder dauerhaft verlassen. Am Tag vor der Veranstaltung schnürrte ich dann zum ersten Mal seit drei Wochen wieder die Laufschuhe und drehte bei bestem Frühlingswetter eine vorsichtige Runde. Welch‘ ein erhebendes Gefühl! Das mag esoterisch klingen, aber: Selten hatte ich mich so lebendig gefühlt. Nachdem du zwei Wochen mehr im Bett als auf deinen Beinen verbracht hast und die Tage nur mit Schmerztabletten irgendwo zwischen wach und schlafen bewältigt hast, dann weißt du erst so richtig, wie gut sich 10 Kilometer im Schleichtempo anfühlen. Und nachdem ich die gut überstanden hatte, meldete ich mich vom Marathon auf die Halbdistanz um und lief diese am Sonntag. Ja, das war anstrengend, aber ich hatte nie das Gefühl, meinen Körper zu überfordern. Es fühlte sich eher wie ein perfekter Neustart an. Was ich an meinem Körper mag: Ich muss ihn nach über zehn Jahren Lauferfahrung nicht mehr behutsam an höhere Umfänge gewöhnen. Und deshalb konnte ich nach ausgestandener Grippe auch gleich wieder durchstarten. In der Woche nach dem Halbmarathon waren es immerhin schon wieder 70 Wochenkilometer und dann stand schon wieder traditionell der Hermannslauf im Kalender. Diesmal leider zum ersten Mal ohne Laufbuddies und deshalb auch ganz vernünftig in Joggingpace.
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Mai
Immerhin schaffte ich es, noch einen längeren Lauf (35 Kilometer in unterirdischer Pace) ins Programm zu quetschen, bevor der erste Ultra des Jahres anstand: Die Erstauflage des (H)Albtraum 100, der in Geislingen startet und über die schwäbische Alb führt. Meine Distanz: 57 Kilometer. Und ganz ehrlich: Mit nur einem einzigen Lauf über 35 Kilometer und der langen Laufpause im Gepäck war ich doch etwas nervös. Zum Glück sind die Cut-off-Zeiten so gestrickt, dass man auch wandernd ins Ziel kommt. Long story short: Ein geiler Tag, perfektes Wetter, viel gewandert, neun Stunden an der frischen Luft, glücklich.
Juni
Genau drei Wochen nach dem (H)albtraum stand das nächste Highlight im Kalender: Ähnliche Distanz, aber ungleich technischer: Der UTLW. Auch nie drüber gebloggt. Dabei war es fantastisch! Eingebettet in einen Familienurlaub auf einem Bauernhof. Bei einem Bier am Vorabend auf dem Campingplatz in Lam mit Flo, Daniel, Jens, Denis und vielen anderen. Am Start mit Bibi und Hannah. Und das Rennen selbst? Lief! Ähnliche Zeit wie 2016. Aber damals hatte ich trainiert. Und einfach eine richtig geile Veranstaltung. Wir sehen uns 2020!
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Juli
Im Juli war ich fit und das Wetter war großartig. Deswegen fuhr ich viel Rad. Also nicht so wie ihr es macht: Keine hundertdrölfzig Kilometer im 30er-Schnitt, sondern immer 40 pro Tag: Ins Büro und zurück. Im Juli war aber auch die Zeit der Tartanbahnen. Seit ich 2017 an einem 12-Stunden teilgenommen habe, fasziniert mich das Format irgendwie. Und so lief ich einmal 42 Kilometer (in Degerloch) und einmal 50 Kilometer (in Winnenden) auf einer 400 Meter Bahn. 4 von 5 Sternen – will definately do it again. Aber oft sind es ja die unscheinbaren Läufe, die man nie vergisst. Und so traf ich mich am 24. Juli um kurz nach 18 Uhr mit Claudi, um mit ihr zu uns nach hause zu laufen. Normalerweise ist das genau eine Halbmarathon-Distanz, aber Claudi hatte irgendeine Challenge am Start und brauchte Kilometer, also bauten wir einen kleinen Umweg ein. Dann vergaß sie nach einem Stopp, ihre Uhr zu wieder zu starten. Also bauten wir einen etwas größeren Umweg ein. Und dann hatte ich auch noch Orientierungsprobleme und am Ende veranstalteten wir ein Wettrennen mit dem Tageslicht und waren kurz davor an einer beliebigen Haustür zu klingeln, weil wir so durstig waren. Denn für 21 Kilometer nimmt man ja nichts zu trinken mit. Es sei denn, es wird ein 30er. Was für ein toller Lauf!
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August
Endlich die zweite Ü100-Woche und überhaupt ein toller Monat. Vor allem, weil ich einige Läufe an der holländischen Nordseeküste absolvieren durfte. Gegenwind statt Höhenmeter. Strand statt Trails. Und dank Pinderkaas, Hagelslag, Poffertjes und Loempia kein Gewichtsverlust. Was ja gerade in meinem Fall extrem wichtig ist!
September
Immer noch in Julianadorp. Die Vereinbarung mit Jens, mit dem (uns seiner Famile) wir uns das Ferienhaus teilten, war klar: Ein richtig langer Lauf als Vorbereitung für den Pfalztrail musste drin sein. Und wie das so ist, hatten wir ihn bis zum drittletzten Urlaubstag aufgeschoben. Und wie das so ist: Das Wetter hätte nicht beschissener sein können. Aber: Wir zogen es durch! 33 Kilometer im strömenden Regen. Und 17 am Strand bei Gegenwind. Selten habe ich mich nach einem Lauf so unfassbar geil gefühlt. Apropos geil: Der September – nur geil! Kaum daheim stand die Einschulung unseres Sohns an. Und unsere Tochter wechselte im Gegenzug aufs Gymnasium. Verdammt geht das schnell! Zur Einschulung kam mein Vater aus Ostwestfalen runter. Wir hatten schon lange einen Vater-Sohn-Trip geplant. Und deshalb machten wir uns am Freitag in seinem T4-Camper in Richtung Süden auf. Destination: Berchtesgadener Land! Und, verdammt, wie surreal schön ist denn bitte der Königssee?! Am Freitag Nachmittag hatten wir zwar noch kein Wetterglück, aber dafür am Samstag perfekte Bedingungen für eine Wanderung über den Jenner. Blöderweise realisierte ich erst in einer seilversicherten Passage, dass mein Papa mittlerweile 71 Jahre alt ist und bereits einen Herzinfarkt hinter sich hat. Aber sein Fazit: „Anstrengend, aber großartig.“ Mein Papa ist ein cooler Typ! Am Sonntag wollte er trotzdem nichts mit mir unternehmen (er fuhr lieber mit dem Rad nach Berchtesgaden) und deshalb machte ich mich bei absolut perfektem Wetter von Schönau auf den Weg Richtung Watzmann. Was! Für! Ein! Geiler! Scheiss! Der erste Wegweiser veranschlagte 5 Stunden zum Watzmannhaus. Ich brauchte vier. Hin und zurück. Für 25 Kilometer mit vielleicht knapp 2.000 Höhenmetern. Die Ambit hat das leider nicht so genau mitbekommen. Aber umso genauer haben sich die Impressionen in meine Netzhaut eingebrannt. Ein absolutes Highlight 2018. Und das war immer noch nicht alles im September. Denn am letzten Wochenende ging es mit Jens und Ralph noch in die Pfalz, um dort den Pfalztrail irgendwie zu finishen, um die vier Qualifikationspunkte für den UTMB bzw. CCC einzusacken. Was soll ich sagen? Mal wieder relativ schlecht vorbereitet am Start gestanden, mal wieder großes Wetterglück gehabt, mal wieder gut durchgekommen – auch, wenn es 12 Stunden gedauert hat.
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Oktober
Bitte gehen sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen. Der Oktober war wieder ein typischer Monat, den man einfach mal braucht, wenn man seine Jahresziele erreicht hat. Kalorien statt Kilometer hieß das Motto. Hier ein Symbolbild:
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November
Daniel, the Blogger formerly known as Endurange, hatte zum HF100 aufgerufen: 100 Kilometer in den Herbstferien. Blöderweise musste ich arbeiten und konnte deshalb erst am Mittwoch einsteigen. Aber ich kann mich diesen Challenges einfach schwer entziehen.
Ende November dann das letzte Highlight des Jahres: Der Rössleweg RunMob. Übersetzt: ca. 40 Läufer machen sich an einem Sonntag auf den Weg und laufen auf dem ausgeschilderten Rössleweg einmal um Stuttgart herum –jeder in seinem Tempo. Offiziell sind das ca. 54 Kilometer, aber mit Abstechern auf den Birkenkopf und zur Grabkapelle werden schnell 57 Kilometer draus. Und wieder: ein perfekte Tag. Im Gegensatz zu meinem Trainingszustand hätte das Wetter nicht besser sein können. Und wieder kam ich richtig gut durch, obwohl ich das im Vorfeld wirklich nicht gedacht hätte.
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Dezember
Marcothon as usual. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.
Fazit
2018 war auf den ersten Blick ein langweiliges Laufjahr. Ich bin weder mehr noch weiter noch schneller gelaufen als in den Jahren davor. Aber gerade die lange Pause im April hat mir mal wieder gezeigt, wie glücklich ich mich schätzen kann, in der Regel sorgenlos durch die Gegend zu laufen. Und das möchte ich auch 2019 wieder machen. Und dann möchte ich auch mal wieder an einer Startlinie stehen und mich gut vorbereitet fühlen. Das ist etwas, das mir in diesem Jahr definitiv fehlte. Und ich mache mir da auch nichts vor: Für das, was ich mir für 2019 vorgenommen habe, muss ich besser vorbereitet sein als bisher. Und zehn Kilo weniger wiegen.
3 comments on “2018: ein komisches Laufjahr.”