Ihr erinnert Euch vielleicht: Ich bin der, der 2016 den Supertrail lief und sich für dieses Jahr vorgenommen hatte, den Ultratrail mit 100 Kilometern zu bewältigen. Die Funkstille hier in den letzten Wochen ließ es schon ahnen: Das Projekt ist krachend gescheitert. Ich musste mir eingestehen, dass ich einfach nicht so fit/stark/gut bin wie ich es sein müsste, um den Ultratrail zu knacken. Mein längster Lauf waren 45 Kilometer auf der schwäbischen Alb, für die ich ca. 6:15 Stunden benötigte. Damit fühlte ich mich für 20 bis 24 Stunden rund um das Zugspitzmassiv einfach nicht ausreichend vorbereitet. Und deswegen meldete ich mich um und lief wie schon 2016 den Supertrail mit knapp 63 Kilometern und nahezu 3.000 Höhenmetern. Dafür sollte das Training reichen und der ich wusste, was mich erwartete. Kurz hatte ich mit dem Gedanken gespielt, den Supertrail XL mit 80 Kilometern und 4.000 Höhenmetern anzugehen.
Den Ausschlag für den Supertrail gab dann die Aussicht auf eine tolle Reisegruppe mit Daniel, Flo und Jens. Mit letzterem und seiner Familie verbrachte ich die zwei Wochen vor dem Event an der Zugspitze im Urlaub im italienischen Trient. Dort konnten wir immerhin nochmal den Ernstfall proben: Denn der Anstieg auf den 1.908 Meter hohen Hausberg Cima Vezzena bietet 1.400 Höhenmeter auf 8 Kilometer. Trotzdem sind 14 Tage Urlaub vor einem Rennen keine gute Idee. Ich jedenfalls hatte zwischen Dolomiten, Badesee, Gelati und Limoncella irgendwie völlig den Fokus verloren. Dazu kam eine recht stressige Anreise nach Grainau, weil wir es tatsächlich schafften, im Stau zu stehen, weil das Peloton der Tour der Suisse unseren Weg kreuzte. Geiles Timing. Der Vorteil einer ziemlich chaotischen Anreise und einem vergessenen Ladekabel fürs iPhone: Man macht sich keine Gedanken mehr, ob das Knie vielleicht zwickt oder die Schuhe wirklich die richtige Wahl sind. Ich war so in Sorge, ob ich 14 Tage zuvor im Packwahn die Pflichtausrüstung komplett mitgenommen hatte, dass ich gar keine Aufmerksamkeit mehr für die üblichen Zipperlein hatte.
Auch der Samstag morgen war kurzweilig: Ich riss mir beim Pre-Race-Toilettengang die Startnummer ab (Nein, ich weiß nicht, wie) und Jens klapperte zur allgemeinen Erheiterung das Läuferfeld ab, um sich eine Handvoll Vaseline zu organisieren. Er ergatterte tatsächlich eine Ladung Hirschtalg für den Intimbereich. Die Läufer-Community ist einfach toll.
Und dann ging es los. Eigentlich alles wie im vergangenen Jahr – nur in trocken. Der Downhill vom Scharnitzjoch fühlte sich besser als 2016 und auf den flachen Kilometern nach Mittenwald hielt ich es für eine gute Idee, ein wenig zu pushen. Es war keine gute Idee. Ich konnte mich zwar an die Spitze unserer kleinen Reisegruppe setzen, wurde aber bald wieder eingesammelt und hatte definitiv zu viel Pulver verschossen. Die Zwischenzeiten zeigen, dass ich mich im Laufe des Rennens kontinuierlich verbessert habe, was die Platzierung betrifft, aber so fühlte es sich irgendwie nicht an. Wobei ich wieder feststellen konnte, dass ich den finalen Anstieg hinauf zur Alpspitze einfach mag: Nicht zu steil, nicht zu technisch, aber zermürbend lang: Genau mein Ding. Aber natürlich wurde ich von allen Läufer, die ich bergauf überholt hatte, im Downhill wieder eingesammelt.
Nachdem ich 2016 bei feuchten Bedingungen nach 10:40 Stunden im Ziel war, hatte ich eigentlich den Plan, es dieses Jahr in weniger als zehn Stunden zu schaffen. Aber das stellte sich relativ schnell als illusorisch heraus. Und auch meine Vorjahreszeit verpasste ich um 15 Minuten. Ich sehe es positiv: Wahrscheinlich war ich im vergangenen Jahr gar nicht so schlecht.
Der Supertrail war wieder ein hartes Stück Arbeit. Und der beste Beweis, dass ich die 100 nicht gepackt hätte. Ein wenig reumütig wurde ich dann aber doch, als wir Samstag Morgen André und Felix im Ziel begrüßten, die das durchgezogen hatten, was auch ich mir vorgenommen hatte. Denn die Bedingungen waren einfach gut und mit dem richtigen Training hätte ich mir zugetraut, mit den beiden mitzuhalten. Aber hätte, hätte, Fahrradkette: Der ZUT 2017 ist Geschichte. Das Beste daran: Ich habe nach dem Supertrail richtig Bock zu laufen. Länger, schneller und höher. Und das ist auch gut so. Denn das eigentliche Highlight meines Laufjahres steht ja noch bevor:
Die 100 Kilometer beim ZUT will ich aber trotzdem irgendwann nachholen! Der Berg hat eine seltsame Anziehungskraft.
Daniel tollen Text zum Supertrail findet Ihr übrigens hier.
Hier ist die ZUT-Ausgabe des Schnaufcasts.
Und last but not least der Text von André zu seinem grandiosen 100-Kilometer-Abenteuer.
Pingback: Zugspitz Ultratrail - Supertrail ... Grenzüberschreitungen | Endurange
Pingback: Haria Extreme 2017 - RUNNING ROYAL
Pingback: Ich Tartan, du Jane. - RUNNING ROYAL
Pingback: 2018: ein mysteriöses Laufjahr. - RUNNING ROYAL